Massiver Einbruch bei der Sonnenscheindauer
Teile der Schweiz erlebten im Verlaufe des vergangenen Jahres 2024 eine längerdauernde aussergewöhnliche Sonnenscheinarmut. Eine besonders betroffene Region war das Engadin. In Samedan erreichte die Sonnenscheindauer von November 2023 bis Oktober 2024 den tiefsten 12-Monatswert seit über 30 Jahren.

Im langjährigen Durchschnitt erreicht die Sonnenscheindauer am Messstandort Samedan im Engadin innerhalb von zwölf Monaten rund 1770 Stunden (Norm 1991−2020). In den zwölf Monaten von November 2023 bis Oktober 2024 registrierte Samedan jedoch nur rund 1480 Sonnenstunden, wie Abbildung 1 eindrücklich zeigt. Eine ähnlich tiefe 12-Monatssumme wurde hier letztmals vor knapp 40 Jahren verzeichnet: Von Juli 1987 bis Juni 1988 erreichte die 12-Monatssumme 1472 Sonnenstunden.
Noch trüber über 12 Monate hinweg war es in Samedan nur in den Jahren 1976/77 und 1922/23. Von Juli 1976 bis Juni 1977 gab es den zweittiefsten 12-Monatswert mit 1456 Sonnenstunden. Die sonnenärmste 12-Monatsperiode in der über 120jährigen Messreihe von Samedan dauerte von März 1922 bis Februar 1923. Sie brachte 1377 Sonnenstunden.
Mehrheitlich sonnenarme Monate
Am Messstandort Samedan brachten von November 2023 bis Oktober 2024 neun der zwölf Monate eine unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer. Fünf Monate zeigten deutlich unterdurchschnittliche Werte. Merklich über den Durchschnitt stieg die Sonnenscheindauer nur in den Sommermonaten Juli und August 2024.
Auch andere Regionen stark betroffen
Der massive Einbruch bei der Sonnenscheindauer betraf auch andere Regionen stark, zum Beispiel das westliche Mittelland. Dies umso mehr, weil in den Tieflagen nördlich der Alpen die vergangenen Wintermonate zusätzlich viel Hochnebel brachten.
Am Messstandort Bern-Zollikofen wurde im Kalenderjahr 2024 (Januar bis Dezember) die tiefste 12-Monatssumme der Sonnenscheindauer seit 2012/13 (Juni bis Mai) verzeichnet. Der markante Einbruch der Sonnenscheindauer wird in Abbildung 3 eindrücklich sichtbar. Als Folge des häufigen Hochnebels gab es seither keine Erholung. Die 12-Monatssumme der Sonnenscheindauer verharrte in Bern-Zollikofen bis im Februar 2025 auf demselben tiefen Niveau. In Samedan im Engadin, ausserhalb der Hochnebelgebiete, ist hingegen seit dem Tiefststand im vergangenen Jahr eine merkliche Erholung zu beobachten (Abb. 1).
Mögliche Ursachen der Sonnenarmut
Spezifische Untersuchungen zum massiven Einbruch bei der Sonnenscheindauer im Jahr 2024 liegen von MeteoSchweiz nicht vor. Einen Hinweis gibt es seitens des Niederschlagsverlaufs. Die geringe Sonnenscheindauer ging regional einher mit mehrheitlich nassen Verhältnissen. In Samedan brachten zwischen November 2023 und Oktober 2024 sieben von zwölf Monaten deutlich überdurchschnittliche Niederschlagssummen. Auch andere Regionen der Schweiz erlebten im Verlauf des Jahres 2024 über längere Zeit überdurchschnittlich nasse Bedingungen.
Weiter können Saharastaubfälle zu Lufttrübungen mit eingeschränkter Sonnenscheindauer führen. Zwischen November 2023 und Oktober 2024 brachten die Monate November 2023 sowie März, April und Juni 2024 eine deutlich überdurchschnittliche Anzahl Stunden mit Saharastaub in der Schweiz.