Auswirkungen des Klimawandels auf den Wintersport
Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Wintersport aus? Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der Schweiz, Österreich und Deutschland haben den aktuellen Forschungsstand zu dieser Frage aufgearbeitet.
Erstens: Der Klimawandel setzt sich fort
Die Experinnen und Experten sind sich einig, dass die Jahresmitteltemperatur im Alpenraum und den Mittelgebirgen bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere zwei Grad Celsius steigen wird. Die Zunahme der Temperatur betrifft alle Jahreszeiten. Nur durch Umsetzung von tiefgreifenden Massnahmen zur Emissionsreduktion, wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vorgesehen, kann dieser Wert unterschritten werden. Für die Schweiz wurden im November letzten Jahres entsprechende Untersuchungen im Rahmen der neuen Klimaszenarien CH2018 vorgestellt.
Zweitens: Natürliche Schneedecke und Wintersport sind betroffen
Als Folge der Erwärmung wird die für den Schneesport geeignete natürliche Schneedecke langfristig (bis 2100) bis in mittleren Lagen im Alpenraum und in den Mittelgebirgen weiter zurückgehen. Dabei verkürzt sich die Dauer der Schneebedeckung im Spätwinter um Wochen, etwas weniger stark auch im Frühwinter. Die eigentlichen wintertouristischen Kernmonate Januar und Februar sind weniger betroffen. In diesem Zusammenhang ändern sich ebenfalls die klimatologischen Rahmenbedingungen für die technische Schnee-Erzeugung. Anzahl und Dauer der potentiellen Schneizeiten (also die Zeiträume, in denen Kunstschnee überhaupt erzeugt werden kann) werden sich verringern.
Drittens: Der Wintertourismus wird sich wandeln
Das System Wintersport, auf das der Klimawandel einwirkt, entwickelt sich mit seinen Produkten und Angeboten fortlaufend weiter. Eine regionale Anpassung des Wintersports an den Klimawandel vollzieht sich nicht in einem Vakuum, sondern ist eingebettet in dynamische Vorgänge auf den verschiedensten Ebenen der regionalen Sektoren und Märkte. Wintersportverbänden, Wintersportorten, Bergdörfern und Seilbahnbetreibern bietet sich auf dieser Basis die Chance, sich aktiv an der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung «Klimawandel» mit entsprechenden Massnahmen zur Anpassung an die Folgewirkungen und Minderung der Treibhausgas-Emissionen zu beteiligen. Zur Sicherung und Weiterentwicklung des Wintersports werden technologische, organisatorische Innovationen und eine Diversifikation der Angebote nötig sein. Die Nutzung erneuerbarer Energien muss gestärkt und die Energie- und Ressourceneffizienz in allen Sektoren des Wintersports gesteigert werden. Für eine nachhaltige Entwicklung wird es nötig sein, noch mehr als bisher, Partnerschaften, Netzwerke und Systeme zum Informationsaustausch auf allen Ebenen zu etablieren. Schließlich werden sich die Akteure zur Zukunftssicherung des Wintersports Strategien zur Verbesserung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit überlegen und die Innovationsfähigkeit des Wintersports verbessern müssen.
Viertens: Wissensaustausch und weitere Forschung sind zentral
Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass Klima und Klimawandel keinen Halt vor nationalen Grenzen machen und der Wintersport infolge vernetzter Wirtschafts- und Touristenströme im gesamten Alpenraum und den Mittelgebirgen betroffen sein wird. Umso wichtiger ist der Fachaustausch über Landes- und Sektorengrenzen hinweg. Zudem ist unser Wissen über den vergangenen und zukünftigen Klimawandel gross, aber noch lange nicht komplett, und es besteht noch eine Vielzahl offener Forschungsfragen. Die MeteoSchweiz plant, sich hierbei auch in Zukunft bedeutend zu engagieren und dadurch Grundlagen für die Abschätzung der Schneesicherheit in einem zukünftigen Klima bereitzustellen.