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Klimarisiken lokal angehen

Der Sommer 2022 hat deutlich gezeigt: Die Folgen des Klimawandels sind in der ganzen Schweiz spürbar und Gemeinden werden immer mehr mit Klimarisiken konfrontiert. Das Online-Tool «Anpassung an den Klimawandel» des BAFU unterstützt Gemeinden dabei, die potenziellen Risken zu erkennen und passende Massnahmen zu treffen.

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Image: M. Bolliger

Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite und noch sind die Erinnerungen an die ausserordentlich heissen und trockenen Sommertage präsent. Weiden und Äcker wurden wegen der Trockenheit schon im Sommer braun, Flüsse führten sehr wenig und sehr warmes Wasser, was für viele Fische lebensgefährlich war. Und nicht zuletzt machte die grosse Hitze den Gletschern zu schaffen wie noch nie.

Mit einer gezielten Anpassung lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt abschwächen. Dafür hat das BAFU ein Online-Tool erarbeitet, mit dem Gemeinden ihre wichtigsten Klimarisiken erkennen können und das sie darin unterstützt, ihre Bevölkerung zu schützen und ihre Infrastruktur anzupassen.

Eine praktische Hilfe

Gemeinden haben viele Handlungsmöglichkeiten. Sie planen und realisieren Grünflächen und sorgen damit für mehr Versickerung, Schatten und Verdunstung. Sie können in der Raumplanung genügend Platz für die Durchlüftung vorsehen oder den Boden auf öffentlichem Grund entsiegeln. Die Vielfalt der Klimarisiken und die damit verbundenen Massnahmen können jedoch für Gemeinden mit limitierten personellen und finanziellen Ressourcen eine Herausforderung darstellen.

«Das Online-Tool gibt auf einfache Weise einen umfassenden Überblick über die komplexe Thematik der Klimaanpassung.» sagt Giorgio Mas, Technischer Leiter des Ufficio tecnico comunale von Mendrisio. Er konnte das Online-Tool bereits bei einem Pilotversuch testen. Die Folgen des Klimawandel werden darin in neun Themenbereichen behandelt: Planung, Bau und Unterhalt, Bewältigung von Naturereignissen, Biodiversität, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Gesundheit, Wasserwirtschaft, Energieproduktion und Tourismus.

Das Online-Tool fragt die Gemeinden systematisch ab, von welchen Folgen des Klimawandels sie heute oder in Zukunft betroffen sind, und zeigt ihnen dazu passende Massnahmen. Ist sich eine Gemeinde nicht sicher, ob ein Risiko für sie relevant ist, werden Links auf nützliche Instrumente und Grundlagen angegeben, mit denen die Gemeinden ihre Situation abschätzen können. Zudem enthält es eine Sammlung von guten, bereits umgesetzten Massnahmen.

Profitieren von Massnahmen anderer Gemeinden

Auch Jonas Stöckli, Projektleiter Tiefbau und Planung der Gemeinde Zofingen, hat am Pilotversuch teilgenommen. 2017 verursachte ein lokaler Starkregen in Zofingen gravierende Überschwemmungen. Da Starkniederschläge mit dem Klimawandel intensiver und häufiger werden, besteht das Risiko, dass sich ein solches Ereignis wiederholt. Für Jonas Stöckli waren im Online-Tool deshalb vor allem die Massnahmenbeispiele von anderen Gemeinden aus diesem Bereich wichtig. «Sie inspirieren für die eigene Planung und helfen, Projekte gegenüber Entscheidungsträgern zu veranschaulichen», sagt Stöckli.

So zeigt das Online-Tool beispielsweise, wie Ostermundigen Versickerungsflächen fördert, damit die Kanalisation bei starken Niederschlägen nicht überlastet wird. Oder wie die Stadt Bern die Bewohner und Bewohnerinnen in gefährdeten Gebieten per SMS vor Hochwasser warnt.

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