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2022: Wärmstes und sonnigstes Jahr seit Messbeginn

Die Schweiz blickt auf das deutlich wärmste und regional auf das sonnigste Jahr seit Messbeginn 1864 zurück. Der Jahresverlauf war geprägt durch anhaltend überdurchschnittliche Temperaturen, viel Sonnenschein und regional anhaltenden Niederschlagsmangel. Der heisse Sommer brachte drei Hitzewellen und gebietsweise eine ausgeprägte Trockenheit.

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Image: M. Bolliger

Der Wärmerekord

Nach den aktuellen Berechnungen bis zum Jahresende erreicht die landesweite Jahrestemperatur mit 7,4 °C (1,6 °C über der Norm 1991−2020) den weitaus höchsten Wert seit Messbeginn 1864. Das Jahr 2022 setzt damit den kräftigen Erwärmungstrend der letzten Jahre fort.

Die sieben wärmsten Jahre seit Messbeginn wurden alle nach dem Jahr 2010 registriert. Sie liegen 1 °C oder mehr über den Wärmerekorden vor 1980. Der massive Wärmeschub ab 2010 ist der zweite seiner Art in den letzten 30 Jahren. Den ersten erlebte die Schweiz während der 1990-er Jahre. Von der vorindustriellen Periode 1871−1900 bis zur jüngsten 30-Jahresperiode 1993−2022 stieg die Jahrestemperatur im schweizweiten Mittel um 2 °C an.

Die unendliche Wärme

Das Jahr 2022 war durchsetzt von sehr warmen Jahreszeiten und Monaten. Nur der September brachte im landesweiten Mittel eine etwas unterdurchschnittliche Temperatur im Vergleich zur Norm 1991–2020.

Hitze im Sommer

Die Wärme zog sich weiter mit dem landesweit zweitwärmsten Sommer seit Messbeginn 1864. Nur der legendäre Hitzesommer 2003 lieferte mehr Wärme. Die Sommerhitze erstreckte sich über alle drei Sommermonate. Im landesweiten Mittel wurde der zweitheisseste Juni, der viertheisseste Juli und schliesslich der drittheisseste August seit Messbeginn 1864 registriert.

Alle drei Sommermonate brachten der Schweiz eine Hitzeperiode mit Höchstwerten über 36 °C. Genf meldete am 4. August mit 38,3 °C den höchsten Wert des Schweizer Sommers. Lugano verzeichnete im Juli mit 14 Hitzetagen in Folge (tägliches Maximum 30 °C oder mehr) die längste anhaltende Hitzeperiode seit Messbeginn 1864.

Rekordwärme im Oktober

Auch im Herbst hielt die überdurchschnittliche Wärme an. Der rekordwarme Oktober und die weit überdurchschnittliche Novemberwärme führten zum drittwärmsten Herbst seit Messbeginn 1864. Vergleichbar warm zeigte sich der Herbst 2014. Deutlich wärmer war bisher nur der Herbst 2006.

Sonnigstes Jahr seit Messbeginn

Der Jahresverlauf 2022 war geprägt durch viel Sonnenschein. Drei der vier Messstandorte mit über 120-jährigen homogenen Datenreihen − Genf, Basel und Zürich − registrierten das sonnigste Jahr seit Messbeginn. Mehrere Messstandorte mit homogenen Messreihen ab 1961 melden ebenfalls den Rang 1. Auffallend ist vor allem in Genf der grosse Unterschied von über 150 Sonnenstunden zu den nächst tieferen Jahressummen.

Sonnigster Winter im Süden

Die Alpensüdseite erlebte regional den deutlich sonnigsten Winter in der über 60 Jahre zurückreichenden Periode mit homogenen Daten. Lokal wurde der sonnigste Januar und der zweit- oder drittsonnigste Februar registriert.

Nördlich der Alpen war es lokal der viert- oder fünftsonnigste Winter seit Messbeginn vor über 120 Jahren (Genf, Bern). Besonders sonnig zeigte sich im Norden der Januar. In den Messreihen Genf, Bern und Zürich belegte er den Rang 2. Mehr Sonnenschein brachte nur der Januar 2020.

Die grosse Trockenheit

Auf der Alpensüdseite fielen in allen vier Jahreszeiten unterdurchschnittliche Niederschlagssummen. Der Frühling und der Sommer waren in der ganzen Schweiz niederschlagsarm. Im Herbst erhielt die Westschweiz reichlich Niederschlag. Im landesweiten Mittel war das Jahr 2022 eines der zehn niederschlagsärmsten Jahre seit Messbeginn 1864 (Stand 19. Dezember 2022).

Als Folge der seit dem Winter anhaltenden Trockenheit brachen in den Kantonen Bern, Tessin und Wallis im Frühling Waldbrände aus. Der grösste Waldbrand wütetet vom 23. bis am 25. März im Centovalli im Tessin. Bahnlinie und Strasse waren zeitweise gesperrt. Bis zu acht Löschhelikopter standen im Einsatz.

Der über Monate anhaltende Regenmangel mit gleichzeitig hoher Verdunstung als Folge der anhaltend hohen Temperatur führte auf den Sommer hin in der Westschweiz und auf der Alpensüdseite zu einer ausgeprägten Trockenheit.

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