Europa müsste jährlich 2- bis 4-mal mehr in Klimaschutz investieren
Ein konsequenter Klimaschutz in allen Teilen der Gesellschaft ermögliche eine hohe Lebensqualität für alle und fördere die wirtschaftliche Entwicklung. Mit den heutigen Klimapolitiken und auch mit den in Aussicht gestellten Verschärfungen sei die Welt aber nicht auf Kurs: Im 3. und letzten Teil des 6. Sachstandsberichtes des Weltklimarates IPCC haben Forschende weltweit das Potenzial verschiedener Klimapolitiken analysiert, den Ausstoss von Treibhausgasen zu senken.

Die Welt stösst immer mehr Treibhausgase aus. In den Jahren 2010 bis 2019 hat die Menschheit rund einen Sechstel aller Kohlendioxid-Emissionen seit 1850 verursacht. Zwar ist der Zuwachs kleiner als in den Jahrzehnten davor. Um die Erwärmung bei 1,5 Grad zu stabilisieren, müsste der Ausstoss der Treibhausgase aber bereits vor 2025 langfristig zu sinken beginnen. Die Forschenden haben die aktuellen Klimapolitiken und auch die im Rahmen des Pariser Klimaabkommens gemachten Versprechen der Staaten analysiert, ihren Treibhausgasausstoss weiter zu reduzieren: Selbst bei Einhaltung der Versprechen ist eine Stabilisierung bei 1,5-Grad bei weitem nicht möglich und auch eine Beschränkung auf 2-Grad kaum zu erreichen.
Wirtschaftswachstum ist mittelfristig nur mit Klimaschutz möglich
Der IPCC-Bericht bietet eine umfassende Analyse von möglichen Massnahmen zur Reduktion der Emissionen und berücksichtigt dabei auch technische, soziale und wirtschaftliche Aspekte. Demnach ist ein konsequenter Klimaschutz machbar und fördert die Lebensqualität und die wirtschaftliche Entwicklung. So übersteigen die wirtschaftlichen Zugewinne die Kosten für eine Begrenzung der Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius. Gemäss den Berechnungen kommt der Weltklimarat neu gar zum Schluss, dass im Jahr 2050 globales Wirtschaftswachstum nur noch mit konsequentem Klimaschutz möglich ist. Ein Grund dafür sind die stark gesunkenen Kosten für erneuerbare Energien.
Klimapolitik breit aufstellen
Besonders wirksam sind gemäss den Forschenden breit aufgestellte Massnahmenpakete, die möglichst viele gesellschaftliche Akteure einbeziehen. Im Zentrum steht der rasche Ausstieg aus fossilen Energieträgern. In Städten kann durch geeignete Infrastrukturen etwa im Verkehr der Energiebedarf wesentlich sinken. Beim Landtransport hat die Elektrifizierung das grösste Potenzial. Weltweit können Anpassungen in der Land- und Forstwirtschaft und eine veränderte Landnutzung den Ausstoss von Treibhausgasen rasch und in grossen Mengen reduzieren. Zentral ist zudem die Nachfrage nach Gütern, Energie und Dienstleistungen generell: Eine umfassende Strategie, die Nachfrage klimagerecht zu steuern und zu reduzieren, könnte den Ausstoss von Treibhausgasen bis 2050 um 40 bis 70% senken. Würden die Subventionen für fossile Energieträger gestoppt, ginge der Treibhausgasausstoss bis 2030 um bis zu 10% zurück. Die jährlichen Investitionen in den Klimaschutz müssten in Europa um das 2- bis 4-fache erhöht werden, um die Klimaziele zu erreichen.
Der 3. Teil des IPCC-Berichtes ist wissenschaftlich breit abgestützt. 278 Forschende werteten über 18’000 Publikationen aus und verarbeiteten über 59’000 Kommentare.
Dazu gehört

Um eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern, müsste die Gesellschaft die Klimaerwärmung eindämmen und sich vor deren Folgen schützen. Im zweiten Teil des 6. Sachstandsberichtes untersucht der Weltklimarat IPCC die Folgen des Klimawandels, die Verletzlichkeit von Mensch und Natur und die Möglichkeiten sich anzupassen. Die umfassende Analyse zeigt deutlich: Mit fortschreitender Erwärmung vervielfachen sich die Risiken und die Anpassungsfähigkeit von Mensch und Natur wird zunehmend überschritten.
Bild: Pixabay
Mit extremen Wetterereignissen wie jüngst in der Schweiz und Deutschland oder gegenwärtig in Südeuropa ist in Zukunft vermehrt zu rechnen. Solche Extremereignisse werden weiterhin häufiger und heftiger. Dies sagt der sechste Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC. Die Sicherheit vieler Aussagen ist dank mehr Daten, besserem Verständnis der physikalischen Prozesse und verbesserter Modelle gegenüber dem letzten Bericht von 2013 deutlich gestiegen.
Bild: Wikimedia, CC0 1.0 Universal Public Domain DedicationKontakt
Marcel Falk
Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT)
Haus der Akademien
Postfach
3001 Bern